Von Winterbräune und Linksverkehr – den Kontis auf der Spur
Im November 2022 war es endlich so weit: Nele und Moritz machten sich auf den Weg nach Zypern, um Material für ihre Masterarbeiten zu sammeln. Unter der fachkundigen Leitung von Heiko Hüneke und Arwed Gibb begaben sie sich in das aufregende Abenteuer der Feldarbeit. Die Arbeiten auf Zypern werden zusammen mit den Sedimentologen der DRIFTERS (The DRIFTERS Research Group) durchgeführt, welche sich auf Tiefseeablagerungen, insbesondere Ablagerungen von Bodenströmungen konzentrieren. Die Erfahrungen, die sie auf der wunderschönen Insel sammelten, waren nicht nur im Gelände von unschätzbarem Wert, sondern auch auf den Straßen, denn dort herrscht der Linksverkehr.
Die fröhliche Reisegruppe besuchte zwei faszinierende Aufschlüsse: Petra Tou Romiou und Agios Konstantinos. Petra Tou Romiou liegt malerisch am Mittelmeer. Durch die Mitte des Aufschlusses verläuft eine betonierte Entwässerungsleitung, die den Zugang zum oberen Teil des Kliffs erleichtert. Genau dort fand Nele die Arbeitsstelle für ihre Masterarbeit. Mit Hammer und Lupe untersuchten sie die miozänen Kalkgesteine, die durch Ozeanbodenströmungen auf dem Kontinentalhang abgelagert wurden. Diese Ablagerungen nennt man Konturite (Von Kennern Kontis genannt). Sie hielten ihre Ergebnisse grafisch in einem Logbuch fest. Dabei nahmen sie aus ausgewählten Schichten Proben, um später unterm Mikroskop eine Mikrofazies-Analyse durchzuführen.
Im Gegensatz zu Petra Tou Romoiu liegt Agios Konstantinos nicht am Mittelmeer, sondern in der Nähe des berühmten Troodos-Ophiolith. Der Aufschluss von Agios Konstantinos, an dem Moritz die Untersuchungen für seine Masterarbeit durchführte, beeindruckte mit einer Felswand, die mehrere zehner Meter hoch war. Auch hier waren vergleichbare Kalkgesteine freigelegt, die unter ähnlichen Bedingungen wie in Petra Tou Romiou entstanden sind. Doch dieser Aufschluss hatte noch eine Besonderheit zu bieten: Inmitten der Felswand befanden sich beeindruckende Gleitfalten (Slumps), die den Aufschluss durchzogen.
Neben der spannenden Feldarbeit blieb jedoch auch Zeit für einige touristische, geologische Ausflüge. Sie bestaunten die faszinierenden Mantelgesteine, Serpentinite und die eindrucksvollen Gang-in-Gang-Strukturen des Ophiolith an verschiedenen Aufschlüssen. Außerdem besuchten sie ein geologisches Museum im Herzen des Troodos. Und am Abend gab es natürlich auch Zeit, um im angenehm warmen Mittelmeer zu baden. Und so ging es nach einer Woche Feldarbeit mit verspäteter Sommerbräune, genauso viel gewonnenem Wissen wie Fragezeichen und gut 60 kg Probenmaterial zurück nach Deutschland.