Vergangene Exkursionen
Unterwegs im Ostseeraum – Eine Reise durch das Baltikum
Leitung: Dr. Sebastian Lorenz, Conrad Brinkmann
Zeitraum: 15.08. – 25.08.2024
Die Exkursion ging aufregend los. Bevor wir mit der Fährfahrt von Travemünde nach Helsinki starten können, muss Herr Lorenz leider mit Corona in Greifswald bleiben. So starten wir nur mit Herrn Brinkmann und kurzentschlossen, aufgrund der großen Ford Transit-Busse des Uni-Fuhrparks, ohne Gepäckanhänger. Auf der zweitägigen Fährfahrt hören und diskutieren wir drei Vorträge und können uns auf dem sonnigen Deck kräftig durchpusten lassen. Vor der Einfahrt in den Hafen Helsinkis ist bereits die zerklüftete Schärenlandschaft zu beobachten. In der finnischen Hauptstadt bleiben wir nur kurz und setzen am Nachmittag mit der Autofähre über nach Tallinn. Dort erkunden wir die Altstadt zu Fuß und lernen, wie sich Estland mithilfe von Smart-Technology immer weiterentwickelt.
Am Tag darauf setzen wir auf die Insel Saaremaa über. Hier kommen die Geologinnen am inaktiven Littorina-Kliff und am aktiven Kliff aus silurischem Kalkstein voll auf ihre Kosten. Wir finden Fossilien von vorzeitlichen Korallen, Muscheln und Schwämmen sowie Kristalle, bevor wir die Zelte direkt am Ostseestrand aufschlagen. Auf den ländlichen Straßen Saaremaas geht es auch nach Kuressaare (Arensburg), wo wir die alte Festungsanlage besichtigen und nach Kaali. Dieser kleine Ort ist bekannt für seinen - nicht Asteroid, nicht Meteor und auch nicht Meteorid – sondern Meteoriten-Krater! Wir schauen ihn uns an und hinterfragen die Theorien zu dessen Entstehung.
Im Soomaa Nationalpark kommen wir bei Heitti für zwei Nächte mit unseren 14 Zelten unter. Anstatt mit dem Auto, sind wir nun mit dem Kanu auf dem Fluss Navesti unterwegs. Bei einer durch das Riisa-Hochmoor springen wir sogar in das Moor(-teewasser). Bei unserer Rückkehr wartet eine Überraschung auf uns: Herr Lorenz ist genesen und mit dem nächstbesten Flieger nachgereist! Und auch das abendliche Wellnessprogramm darf nicht verschwiegen werden: mit Sauna, heißem Badezuber und einem Sprung in den Fluss kommt (kurz) Urlaubsstimmung auf. Der estnische Himmel schenkt uns noch Polarlichter und bei unserer Abreise gibt uns Heitti noch riesige Zucchini und eine Kiste voller Äpfel mit.
Nächster Halt: Peipussee! In Kallaste versuchen wir vergeblich, durch den dichten Regenschleier das russische Ostufer zu erspähen und wiederholen unser Wissen über die Glazialisostasie. Das rote Sandsteinkliff aus dem Devon wird untersucht und dann geht’s auf nach Tartu. An der Partner-Universität Greifswalds bekommen wir eine Führung durch die sehr modernen geowissenschaftlichen Labore des „Chemicums“. Geowissenschaften und Chemie formen hier ein Institut. Das Team der Geologie Tartu begleitet uns auf ein leckeres Abendessen in den Püssirohukelder (ehemaliger Pulverkeller) in der alten Stadtmauer. Zum Ausklang des Abends geht es auf eine kleine Nachtwanderung durch die Altstadt und danach auf ein Getränk am Fluss Emajõgi.
Aufsitzen! – der nächste Morgen erwartet uns mit einer szenischen Fahrt über zwei Ländergrenzen. Beim ersten Stopp blicken wir vom Aussichtsturm in Lettland zurück nach Estland und werden in schwindelerregender Höhe über Binnendünen belehrt. Fantastisch lassen sich hier die Altarmschlingen des Flusses Gaujas erkennen, und auch die Bodenkundlerinnen kamen nicht zu kurz – es gibt einen Spatenanstich! Nach einem zweiten Stopp an der ehemaligen Gutsanlage von Aumeisteri, dem Schloss Serbigal, durchqueren wir Lettland und einen großen Teil Litauens, bis wir unser Zeltlager am Hochufer des Neris im südlichen Litauen aufschlagen.
Der nächste Tag wartet mit landesgeschichtlichen Themen. Wir besuchen die historisch ersten Hauptstädte Litauens Kernave und Trakai. Im Freilicht- und archäologischen Museum der Festungshügel von Kernave lernen wir, wie Litauen entstand, in Trakai beeindrucken die Inselfestung und starke touristische Überprägung des Ortes. Angekommen am Campingplatz springen wir in den Vilkokšnis-See und grillen am Abend gemeinsam. Endlich gibt’s Heittis Zucchini!
An der gewaltigen, kraterähnlichen Hohlform Devil‘s Pit diskutieren wir dessen Entstehung, lernen die Bedeutung von Toteis sowie den glazialen Formenschatz des Baltikums kennen. Später wagen wir uns ein zweites Mal in ungewohnte Höhen: aus 55 m Höhe schauen wir uns in Birštonas die großen Mäanderschleifen des Nemunas an. Im Besucherzentrum des Regionalparks lernen wir dann die hydrogeologischen Besonderheiten der Region kennen, die berühmten Mineralwasserquellen! Unsere Geschmacksprobe bestehen sie jedoch leider nicht!
Geopolitisch wird es im sogenannten Suwałki-Korridor, den wir auf unserem Weg nach Polen queren. Nur rund 60 km Luftlinie trennen hier die russische Exklave Kaliningrad und Belarus voneinander und bilden gleichzeitig die einzige Nato-interne Landverbindung zwischen Mitteleuropa und den baltischen Staaten. Der Nachmittag ist vollgepackt: es geht vom masurischen Wigry-See auf die Frische Nehrung. Hier stehen die Genese von Nehrungen, deren Zusammenhang mit der Entwicklung des Ostseespiegels, die Eigenschaften von Brackwasserkörpern und letztendlich die Entstehung des Weichsel-Deltas thematisch im Vordergrund. Den krönenden Abschluss bildete die große Wanderung am vorletzten Exkursionstag. Ausgehend von Smołdziṅski Las wandern wir eine große Runde durch den Kiefernwald hin zu den gewaltigen Wanderdünen des Słowiṅski-Nationalparks, queren diese und kehren (nach Wellenbad) am Strand entlang zum Campingplatz zurück. Bevor wir uns am nächsten Tag auf die Heimreise machen, gibt es noch ein leckeres gemeinsames letztes Abendessen an langer Tafel mit Fisch aus der Region.
Und dann geht es schon wieder in Richtung Greifswald. Wir sind uns einig: Der tägliche Feierabend-Ausruf, zu dem der Campingkocher angeschmissen und ein erfrischendes Getränk nach Wahl geöffnet wurde, werden uns fehlen. Ob die Zeltplätze nun bewirtschaftet oder unbewirtschaftet waren, mit Lagerfeuer, Grillabend und abendlichem Sprung ins Wasser, boten sie uns stets eine heimelige Nacht unter freiem Himmel. Die Tagesaktivitäten haben uns fachlich wachsen lassen, die gemeinsame Zeit während der gesamten Exkursion hat uns als Gruppe zusammengeschweißt und bleibt uns immer in Erinnerung. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Sebastian Lorenz und Conrad Brinkmann für diese zwölf ereignisreichen Tage!
Text: Kim Mächler und Paula Fritsche
Bilder: Melanie Deutsch, Arian Deckert, Kim Mächler, Conrad Brinkmann, Sebastian Lorenz
Geologische Exkursion nach Zypern – Eine Reise durch die ozeanische Kruste
Leitung: Prof. Heiko Hüneke
Zeitraum: 23.09. – 8.10.2023
Unsere zweiwöchige Exkursion nach Zypern, aufgebaut aus einer bunt durchmischten Gruppe aus Bachelor- und Masterstudenten, war für uns die Möglichkeit, uns mit einmaligen geologischen Strukturen zu beschäftigen. Zypern liegt im östlichen Mittelmeer, nahe der Türkei. Der Kern der Insel ist aus einem Ophiolith, also einem Fragment der (in diesem Fall neotethyischen) ozeanischen Kruste, aufgebaut. Damit hatten wir die seltene Gelegenheit, diese Gesteine in gut erhaltenem Zustand mit eigenen Augen im Gelände zu untersuchen. Mit diesem Themenbereich beschäftigten wir uns in der ersten Woche unseres Aufenthaltes an unterschiedlichen Orten des Troodos-Komplexes. Von Abfolgen unterschiedlichster magmatischer Gesteine über spektakuläre, mehrere Zentimeter große Pyroxenitkristalle hin zu Gangkomplexen und Kissenlaven war es uns möglich, eine Reise durch die unterschiedlichen Schichten der Erdkruste zu unternehmen – alles eingebettet in die atemberaubenden Landschaften der zyprischen Bergketten.
Der zweite Teil der Exkursion führte uns aus den Bergen ans Meer nach Pissouri Beach. Denn Zypern hat nicht nur kristalline Gesteine zu bieten, sondern auch vielfältige und gut erhaltene Sedimente der sogenannten Circumtroodos-Abfolge, welche die Hebung der Insel während des Pliozäns und Pleistozäns widerspiegeln. Diese geologische Entwicklung lässt in den Sedimenten durch den langsamen Übergang von tief- zu flachmarinen Ablagerungen nachempfinden. Dazwischen fanden wir wiederholt Teile des Marmonia-Komplexes vor. Die tektonische Mélange bildete sich durch die Subduktion der Neotethys.
An den Sedimenten konnten wir genau die Geschichte Zyperns nachvollziehen. So gaben uns Konturite Auskunft über die Veränderung von Meeresströmungen. Und über die Zusammensetzung von Turbiditen war es möglich, Aussagen über den Fortschritt der Hebung Zyperns zum Ablagerungszeitraum zu treffen. Interessante Sedimentstrukturen fanden wir auch in den Top-, Fore- und Bottomsets des Pissouri-Fächerdeltas.
Als Besonderheit blieben die Ablagerungen des Messiniums in Erinnerung. Zu diesem Zeitraum schloss sich die Straße von Gibraltar, sodass das Mittelmeer von den Weltozeanen abgeschnitten war und die Verdunstung des Meerwassers nicht mehr durch einen Zustrom vom Atlantik ausgeglichen werden konnte. Das Ergebnis sind Evaporite, wie etwa gut erhaltene Gipsablagerungen, in denen unter anderem riesige Kristallrosetten vorkommen.
Zwischen den spannenden und abwechslungsreichen geologischen Attraktionen ließ sich auch immer genug Zeit finden, andere Zypern-Highlights zu genießen. Dazu gehörten natürlich das Schwimmen im türkisblauen Mittelmeer, aber auch der Besuch von archäologischen Ausgrabungsstätten und das Genießen der regionalen Küche. Am Abend wurde in den Unterkünften gemeinsam gekocht oder gegrillt – oder noch ein letzter Ausflug zum Strand unternommen.
Insgesamt war die Exkursion nach Zypern für uns alle eine unvergessliche Erfahrung, die zu gleichen Teilen lehrreich, abenteuerlich und spaßig war. Für uns Bachelor-Studenten stellte sie eine erste Hands-on-Erfahrung mit der Geologie außerhalb Deutschlands dar, bei der es uns möglich war, unser davor angeeignetes Wissen selbständig anzuwenden und uns in die Entstehung der Landschaften um uns herum hineinzudenken.
Text: Renée Jäger
Bilder: Renée Jäger, Heiko Hüneke
Bornholm - mit dem Rad, zu Fuß und auf und unter Wasser
Leitung: Stefanie Rosenthal
Zeitraum: 07.-16.09.2023
Bornholm, in der südlichen Ostsee gelegen, ist mit 588 km2 die fünftgrößte Insel Dänemarks (zum Vergleich: Rügen 926 km2). Die Küstenlinie beträgt ca. 158 km und der nächste Nachbar ist Schweden in ca. 40 km Entfernung. Ziel der 10-tägigen Exkursion war es, vertiefte Einblicke in die Entwicklung dieser peripher gelegenen Ostseeinsel zu erhalten, die durch geologische Besonderheiten, geomorphologische Prozesse, ihrer Lage in der Ostsee sowie durch ein besonderes Inselklima geprägt ist. Zu den großen Herausforderungen der Insel zählen der fortschreitende Bevölkerungsrückgang, die strukturelle wirtschaftliche Schwäche der früher auf der Insel so bedeutenden Landwirtschaft und Fischerei, u. a. bedingt durch EU-Fangquoten und die Überalterung. Dennoch gilt Bornholm als Region mit Leuchtturmcharakter. Durch die Bright Green Island Strategie soll die Insel einer der nachhaltigsten Standorte Europas werden.
Die Exkursion begann am 7. September im Fährhafen von Mukran auf Rügen. Der größte Teil der Studierenden reiste mit der Bahn und dem Rad an und einige Studierende liehen sich die Räder erst vor Ort in Rønne. Nach knapp 3,5 h Fährfahrt über die Ostsee, auf der man die anderen Exkursionsteilnehmer*innen schon mal kennenlernen konnte, und vorbei an dem riesigen Offshore-Windpark Arkona erreichten wir Bornholm. Die Insel begrüßte uns mit Sonnenschein. Nach einer kurzen Einweisung in das Radfahren in der Gruppe fragten sich die Ersten verwundert, was für Berge uns denn in Dänemark erwarten würden. Als nach wenigen Kilometern, kurz hinter Hasle, die ersten langen und teilweise steilen Anstiege kamen, erübrigte sich diese Frage. Nach ca. 25 km erreichten wir erschöpft, aber voller Vorfreude das Ferienhaus, eine ehemalige Werft ganz im Norden der Insel, und somit unser Basislager für die nächsten Tage. Nach der Zimmervergabe zog es uns erstmal an den Strand, der nur wenige Minuten zu Fuß entfernt war. Abends gab es zur Stärkung Pasta für alle und die Reader wurden verteilt und der Ablauf des morgigen Tages besprochen, ein Ritual, das uns auch die kommenden Abende begleiten sollte.
Am nächsten Tag führte uns eine Wanderung auf dem Kyststi (Küstenwanderweg) entlang der Nordküste der Insel mit dem Schwerpunkt der geologischen Besonderheiten der Insel und dem glazialen Formenschatz. Besondere Stopps waren Jons Kapel, eine beeindruckende Felsformation, ein ehemaliger Steinbruch und Hammershus (die älteste Burgruine Nordeuropas).
An den folgenden Tagen stand die Ostsee thematisch im Mittelpunkt (Genese, Küstenformen, Küstenschutz, Ökologie, Nutzung und Innovationen). Zunächst ging es mit dem Kajak entlang der Nordküste und wir konnten, dank ruhiger See, in einige der engen Grotten wie der Våde Ovn hineinfahren. Dann fuhren wir mit dem Bus nach Dueodde an die Südspitze der Insel. Nach einem kurzen Aufstieg auf den Leuchtturm wurden anschließend die Wanderdünen durchquert. Dueodde ist bekannt für den wahrscheinlich feinsten Sand der Welt, der früher für Sanduhren verwendet wurde. In den darauffolgenden Tagen führten wir ein Beach-Clean-up durch und haben uns mit Keschern und schnorchelnd mit dem Ökosystem Ostsee befasst. Auch die geopolitischen Besonderheiten der Insel während des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs wurden u. a. durch Besichtigung alter Bunkeranlagen und der Schwedensiedlung thematisiert.
Bei BOFA dem Abfallunternehmen der Insel, wurden uns das Zero Waste-Projekt und die Bright Green Island Strategie der Insel nähergebracht. Außerdem erhielten wir einen Blick hinter die Kulissen des Wertstoffhofs und konnten uns ein dänisches Recycling-Center anschauen. Abschließend wurden wir auf der Dachterasse mit leckerem Smørrebrød versorgt.
Ein besonderes Highlight war die Sichtung der Wisente während einer Radtour durch Dänemarks größtes zusammenhängendes Waldgebiet - Almindingen. Die Herde durchzieht ein rund 200 Hektar großes Gebiet in der Mitte der Insel, und man benötigt doch einiges an Glück, um die scheuen Tiere beobachten zu können. Wir haben uns daher sehr gefreut, eine kleine Herde zu entdecken und diese aus gebührendem Abstand beobachten und fotografieren zu können.
Nach vielen Kilometern auf den Rädern und zu Fuß entlang des Kyststis saßen wir am 15.09. abends mit Bratwurst und leckeren „Resten aus dem Kühlschrank“ im Ferienhaus beisammen und haben die Exkursion Revue passieren lassen. Jede*r hatte sein ganz persönliches Highlight auf der Exkursion, doch was diese Exkursion neben dem vielseitigen Programm so besonders gemacht hat, war ganz klar die Gruppe.
Dinge, an die wir gern zurückdenken: Klippenspringen 8 m in die Tiefe, Hammershus bei Sonnenuntergang, warmer Apfel- und Schokokuchen am Regentag, knisterndes Kaminfeuer und klassische Musik, Curry und Pfifferling satt, Wanderungen in der Marscheinheit „Wendland“, lange Spieleabende mit Werwolf und Skyjo und das legendäre Bornholm-Quiz.
Am 16.09. hieß es dann morgens Abschied nehmen von der Insel. Mange Tak!
Text: Stefanie Rosenthal
Bilder: Sarah Stöwer, Stefanie Rosenthal
Unterwegs im Ostseeraum – Eine Reise durch das Baltikum
Leitung: Dr. Sebastian Lorenz, Jörg Hartleib
Zeitraum: 27.09. – 08.09.2023
Eine Reise über rund 3.300 km führte unsere Gruppe aus 22 Lehramtsstudierenden in 13 Tagen durch sechs Länder um die östliche Ostsee ins Baltikum. Mit drei Kleinbussen und einem Anhänger sowie dem vorab erstellten Exkursionsführer brachen wir am Sonntagabend, den 27.08.2023 vom Institut in Richtung Travemünde auf. Begleitet wurden wir dabei von unseren geschätzten Dozenten Dr. Sebastian Lorenz und Jörg Hartleib. Vom Fährhafen Travemünde führte unsere Reise mit Fähren erst nach Helsinki (Finnland) und am selben Tag weiter nach Tallinn (Estland), wo wir am Dienstagnachmittag (29.08.2023) ankamen. In Tallinn blieb genug Zeit, um uns zuerst von der Oleviste kiriku (Olaikirche) aus über 60 m Höhe einen Überblick über die Stadt zu verschaffen und anschließend die Altstadt Tallinns zu erkunden.
Das erste Mal im Zelt übernachteten wir etwas außerhalb von Tallinn. Auf die größte estnische Ostsee-Insel Saaremaa gelangten wir am nächsten Tag durch erneutes Übersetzen mit einer Autofähre und lernten dort anhand der zahlreichen Kliffe und malerischen Küsten die geologische Entstehungsgeschichte der estnischen Ostseeküste kennen. Mit der Arensburg in Kuressare bekamen wir zudem historische Einblicke in die frühe und jüngste Landesgeschichte Estlands. Im Sooma-Nationalpark standen die postglaziale Entwicklung des Gewässernetzes mit seinen ausgedehnten Hochmooren inhaltlich im Mittelpunkt, wobei uns eine Wanderung durch das Riisa-Hochmoor in Verbindung mit einer Kanutour viel Bewegung verschafften.
Ein nächster Exkursionsstopp am Peipussee führte uns dann bis an die Grenzen der EU und brachte damit auch einen geopolitischen Inhalt in die Exkursion. Nach einem Besuch der Stadt und Partneruniversität Tartu führte unsere Rundreise über den kleinen Grenzort Walk weiter nach Lettland, durch ausgedehnte Binnendünenareale und Wälder bis in die Nähe von Kernave (Litauen) ans Ufer des Flusses Neris. Die Hügel von Kernave, der wohl ersten Hauptstadt Litauens, als auch die touristisch voll erschlossene Inselfestung Trakai (Litauen) gaben Einblicke in die mittelalterliche und neuzeitliche Landesgeschichte Litauens. Der eiszeitliche Formenschatz des südlichen Litauens wurde uns exemplarisch am Velnio duobė (Teufelsloch) und an den Nemunas-Schleifen nahe Birstonas (dt.: Memel) näher gebracht. Für letztere haben geologische Störungen im tieferen Untergrund eine zusätzliche Bedeutung. Weiter führte unsere Route auf den polnischen Teil der Frischen Nehrung, wo wir neben der Nehrungsentwicklung und ihrer jüngeren historischen Bedeutung in Krynica Morska auch Erfahrungen mit nächtlichen Wildschweinbegegnungen sammeln durften. Die Wanderung durch die Dünenfelder im Słowinski-Nationalpark nahe Łeba mit einem abschließenden gemeinschaftlichen Abendessen sorgte für einen stimmungsvollen Abschluss der Exkursion, bevor wir am 08.09.2023 wieder in Richtung Greifswald aufbrachen und dort abends alle wohlbehalten ankamen. Neben den zahlreichen Exkursionsstopps und vielen schönen Zeltplätzen, die zumeist unsere Erwartungen übertrafen, waren es vor allem die die gemeinsamen Erlebnisse als Gruppe, welche unsere Baltikum-Exkursion zu einer unvergesslichen Reise machten. Egal ob Autokaraoke, Bade- oder Saunaerlebnisse, Volleyball oder Wikingerschach, beim gemeinsamen Kochen oder Besiedeln von Campingplätzen – spätestens, wenn es hieß „Feierabend!“, saßen wir als Gruppe im Kerzenscheinlicht oder beim Lagerfeuer zusammen und genossen die Zeit in der wunderschönen Natur bei Gitarrenmusik. So werden uns die Eindrücke und Erlebnisse im Baltikum für immer in bester Erinnerung bleiben.
Text: Florian-Lucas Zippel
Bilder: Florian-Lucas Zippel
Am Rande (oder mittendrin in) der Fennoskanndischen Randzone – Bornholm Exkursion 2023
Leitung: Prof. Heiko Hüneke
Zeitraum: 06.2023 – 07.2023
Von Ende Juni bis Anfang Juli machten sich die Studierenden des Moduls „Depositional environments and Quaternary geology“ und einige weitere Interessierte unter der Exkursionsleitung von Prof. Heiko Hüneke auf, um die vielfältige Geologie Bornholms zu entdecken. Die kleine dänische Ostseeinsel mit ihrer ungewöhnlich eckigen Form kann auf eine im wahrsten Sinne des Wortes „bewegte“ Geschichte zurückblicken. Die ältesten Gesteine, welche auf Bornholm zu finden sind, sind bis zu 1700 Millionen Jahre alte Gneise im nördlichen Bereich der Insel, geformt zur Zeit der Svekofennidischen Orogense. Durch spätere tektonische Einflüsse drangen granitische Magmen ein, welche unteranderem den Hammergranit bildeten. Weitere Hebung und Erosion folgte. Gletscher erodierten und führten zu der Freilegung der überwiegend N-S und NO-SW streichenden Verwerfungszonen, ein aufmerksamer Beobachter erkennt die heute noch deutlich zu sehenden Täler in der Landschaft.
Im südlichen Bereich der Insel offenbart sich ein anderes Bild. Hier kam es aufgrund tektonischer Prozesse zu Abschiebungsbewegungen. In den entstehenden Senken kam es zur Ablagerung von Sedimenten. Mit der Nexø-Sandstein Formation des frühen Kambriums beginnt die paläozoische Sedimentfolge. Viele Spurenfossilien von frühen Organismen bis hin zu Überresten von Trilobiten kann ein geübter Geologe mit Hilfe einer Lupe in den Gesteinen bestimmen und erkennen.
Die Reise nach Bornholm begann für die Studierenden bereits mit einer abenteuerlichen Fährfahrt, wobei die 3,5h mit klassischen Uno-Duellen verkürzt wurden. Auf der Insel angekommen, ging es mit den Uni-Bussen weiter zum Campingplatz in der Nähe der Ortschaft Dueodde, welche zum Basiscamp für die kommenden Tage werden sollte. Direkt neben dem Strand gelegen ist angenehmer Schlaf mit Meeresrauschen eine Garantie – solange sich das eigene Zelt als wasserdicht erwies.
An den folgenden Exkursionstagen wurde die Insel kreuz und quer mit den Uni-Bussen abgefahren und an verschiedenen Aufschlüssen konnten die aus den Vorlesungen bereits in der Theorie bekannten sedimentären Prozesse und Ablagerungen mit eigenen Augen, Händen und Hämmern erforscht werden. Seien es die Burg in Hammershus, die es zu erobern galt, Trilobiten, die das Herz eines jeden Fossilfreundes höherschlagen lassen, Holzüberreste aus dem Unteren Jura, von denen man gar nicht glauben kann, dass sie über 200 Ma Jahre alt sind oder die Tatsache mit seinen eigenen Füßen über kambrischen Meeresboden mit Spuren seiner Bewohner laufen zu können – da war wirklich für jeden etwas dabei.
Selbst Zeitsprünge waren auf dieser Exkursion kein Ding der Unmöglichkeit. In der Nähe von Aakirkeby kann man mit einem Schritt vom 1700 Ma Jahre alten Granitsockel Nordbornholms zum deutlich jüngeren Sandstein Südbornholms einen Zeitraum von 1,2 Milliarden Jahren übertreten. Diese enormen Kräfte und Drücke, von denen diese tektonischen Zeitzeugen berichten, kennen die meisten Studierenden nur aus der letzten Prüfungsphase.
Solch erlebnisreiche Exkursionstage ließen sich am besten mit gemeinschaftlichen Kochrunden, Kartenspielen und Sandmalereien abrunden. Die ereignis- und lehrreiche Exkursion auf Bornholm verging so wie im Flug, wobei einige Teilnehmer*innen so begeistert waren, dass sie im nächsten Jahr gern wieder dabei wären.
Südwesten der USA
Leitung: Stefanie Rosenthal, Dr. Martin Seeliger, Dr. Rainer Dambeck
Zeiträume: 14.09. – 28.09.2022 | 02.10. – 16.10.2022
Die Exkursion in den Südwesten der USA ermöglichte es, großartige Erinnerungen zu sammeln – Erinnerungen an atemberaubende Landschaften, faszinierende Nationalparks und eindrucksvolle Städte. Im Rahmen der Lehramtsexkursion bereisten wir die US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Arizona und Utah und besuchten die dortigen Nationalparks Kings Canyon, Point Reyes, Death Valley, Grand Canyon und Zion Canyon. Die Exkursion startete in San Francisco (Kalifornien) und endete in Las Vegas (Nevada). Als Reise- und Transportmittel dienten uns während der Exkursion mehrere Leihwagen.
Die Exkursion begann in San Francisco – inhaltlich orientierten wir uns in der Umgebung von San Francisco an küstengeomorphologischen Themen. Der sich im Westen von San Francisco befindende Ocean Beach ermöglichte dabei insbesondere die Erfassung litoraler Prozesse. Aspekte der Stadtgeographie und der Besiedlungsgeschichte San Franciscos diskutierten wir auf der zweithöchsten natürlichen Erhebung San Franciscos, den Twin Peaks, welcher uns einen atemberaubenden Ausblick auf die Stadt und die im Jahr 1937 eröffnete Golden Gate Bridge bot. Die im Küstenbereich des Pazifiks wirksamen Kräfte und Vorgänge analysierten wir zudem an dem direkt an der kalifornischen Pazifikküste liegenden Stinson Beach.
Während der Exkursion besuchten wir auch den Point Reyes-Nationalpark. Die geologisch bemerkenswerte und etwa 55 km nördlich von San Francisco gelegene Halbinsel Point Reyes verdankt ihre Besonderheit plattentektonischen Vorgängen. Die Point Reyes-Halbinsel liegt auf der Pazifischen Platte, welche sich im Verhältnis zur Nordamerikanischen Platte nördlich bewegt – tatsächlich verläuft zwischen diesen beiden Platten die San-Andreas-Verwerfung. Im Point Reyes-Nationalpark informierten wir uns über die Geologie, Geschichte und Erdbeben in dieser Region.
Im Central Valley, eines der wichtigsten Anbaugebiete der USA, betrachteten wir einen Mandelhain und die dortige Bewässerung. Anschließend begaben wir uns zum Sequoia- und Kings Canyon Nationalpark. Die beiden Nationalparks liegen in der kalifornischen Sierra Nevada im Westen der USA – die Hauptattraktionen der Parks sind die atemberaubenden Riesenmammutbäume. Die als Redwoods benannten Bäume können eine Höhe von mehr als 80 m und einen Durchmesser von über 11 m erreichen. Bemerkenswert: der sich im Nationalpark befindende General Sherman Tree ist der voluminöseste Baum der Erde und etwa 1900 bis 2500 Jahre alt.
Ein geomorphologischer Höhepunkt zeigte sich im Gebiet der Basin and Range Provinz. Bestimmendes geomorphologisches Element sind die Basin and Ranges (Becken und Höhenzüge), welche eine Topographie parallellaufender Horste und Gräben darstellen. In diesem Zusammenhang fuhren wir in das Death Valley. Der gleichnamige Nationalpark liegt in der Mojave-Wüste – und tatsächlich ist das Death Valley im Sommer der heißeste Ort der Erde. Nachdem wir verschiedene Aussichtspunkte angefahren hatten, begaben wir uns zum tiefsten Punkt Nordamerikas – dem Badwater Basin.
Humangeographische Aspekte dominierten die Betrachtung des Lake Meads, des Hoover Dams und der Stadt Las Vegas. Im Mittelpunkt standen diesbezüglich die dortige Wasserversorgung und der immense Wasserverbrauch – wohlgemerkt bei kontinuierlich anhaltender Dürre.
Die letzten Tage der Exkursion orientierten sich an physisch geographischen und geologischen Themen. In diesem Zusammenhang besuchten wir die Nationalparks Grand Canyon und Zion Canyon. Der Grand Canyon ist eine etwa 450 km lange Schlucht, welche sich während Jahrmillionen aufgrund der erosiven Kraft des Colorado Rivers in das Gestein des Colorado Plateaus einschnitt. Im Grand Canyon-Nationalpark erhielten wir einen Einblick in eine der vollständigsten Gesteinsschichtenabfolgen der Erde. An den Besuch des Grand Canyons schloss sich die Betrachtung des Zion Canyons an. Der sich in Utah befindende Zion-Nationalpark zeichnet sich durch die steilen, roten, aus Sandstein bestehenden Klippen des Zion Canyons aus. Im Zion-Nationalpark konnten wir zudem Wasserfälle und hängende Gärten bestaunen. Hanging gardens sind am Gestein gebildete Pflanzengesellschaften, existent aufgrund austretenden Wassers zwischen verschiedenen Gesteinsschichten.
Am letzten Tag der Exkursion begaben wir uns zurück auf den Weg nach Las Vegas. Erschöpft, aber mit großer Vorfreude auf den letzten Abend in Las Vegas trafen wir am Nachmittag in der Stadt ein. Für uns ging anschließend eine lehrreiche Reise mit großartigen Erfahrungen und atemberaubenden Eindrücken nach einem langen Flug nach Deutschland zu Ende.
Text: Lisa Genz
Bilder: Lisa Genz
Meer, Küsten, Moore, Flüsse und Seen
Baltikums-Exkursion 2022 (Leitung Dr. Sebastian Lorenz, Conrad Brinkmann)
Die diesjährige Lehramtsexkursion in das Baltikum führte uns als Rundreise über Finnland (Helsinki), Estland (Tallinn, Insel Saaremaa, Sooma-Nationalpark, Tartu), Lettland (Wałk), Litauen (Kernave, Birštonas) und Polen (Masuren, Frische Nehrung, Ostseeküste bei Łeba und Dabki) zurück nach Greifswald. Am 14.07.2022 startete die Exkursionsgruppe in Greifswald bestehend aus 21 Studierenden und unter Leitung von Dr. Sebastian Lorenz (Physische Geographie) und Conrad Brinkmann (Geographiedidaktik). Als Reise- und Transportmittel dienten uns drei Kleinbusse und ein zusätzlicher Anhänger für das Gepäck. Die Hinreise erfolgte per Fähre von Travemünde über Helsinki nach Tallinn.
Auf der etwa anderthalbtägigen Fährfahrt hatten wir ausreichend Zeit, uns mit Themen die Ostsee betreffend zu vertiefen (Entstehung, Hydrographie, Nutzungs- und Gefährdungspotenzial). Das Ein- und Auslaufen durch die Schärenküste vor Helsinki vermittelte zudem einen interessanten Eindruck dieses Küstentyps.
Der Schwerpunkt der Exkursion lag auf der Landschafts- und Küstengenese, die im nördlichen Baltikum maßgeblich durch die Glazialisostasie (anhaltende nacheiszeitliche Landhebung) bestimmt wird. Beeindruckende Resultate dieses Prozesses konnten wir in Form der ordovizischen Kalksteinkliffe sowie terrassierten Küstenlinien auf Saareemaa, auf einer Kanutour sowie Hochmoorwanderung im Sooma-Nationalpark und am Peipussee in Augenschein nehmen.
Ähnlich unserer Region ist das Baltikum reich an Oberflächenformen periglazialen Ursprungs. Das kuppigen Relief und den vielen Seen der ehemaligen Eisrandlagen erinnerten uns auf unserer Fahrt immer wieder daran. In Lettland untersuchten wir an einem Stopp inaktive Binnendünen, die im ehemaligen vegetationslosen Gletschervorfeld aufgeweht worden waren. In Litauen kam noch der Besuch des sogenannten Devil‘s Pit, eines riesigen durch einen Toteiskern verursachten Kraters, hinzu.
Als weiterem physiogeographischen Themenbereich widmeten wir uns der Entstehung von Flusssystemen am Beispiel des Nemunas und des Neris sowie von Seen im Bereich der südbaltischen (litauischen) und Masurischen Seenplatte (Wigry-See). Die Ausgleichs-/Lockermaterialküsten Polens (Frische Nehrung, Łeba) bildeten einen eindrucksvollen Kontrast zu den Felsenküsten des Nordbaltikums. Besonders in Erinnerung werden uns sicher die großen Dünen und breiten Strände von Łeba und der Kurischen Nehrung bleiben.
Im Sinne einer ganzheitlichen Raumerfassung untersuchten wir aus humangeographischer Perspektive den Weg Estlands zum Vorreiter im Bereich der Digitalisierung am Konzept der Smart City Tallinn. Außerdem durfte ein historisch-geographischer Stadtrundgang durch das Zentrum der Hauptstadt Estlands nicht fehlen. Zweiter Städtestopp war Tartu, dessen große und traditionelle Universität Partnerin unserer Einrichtung ist. In Litauen widmeten wir uns schließlich verstärkt der Landes- und Landnutzungsgeschichte, die erheblich durch die vorhandenen Oberflächen bestimmt wurde (Insellage Burg Trakai, urgeschichtliche Burganlagen auf zerklüfteten Talhängen in Kernave).
Solidaritätsaktionen, ukrainische Flaggen an allen öffentlichen und vielen privaten Gebäuden sowie Gespräche mit Einheimischen zeugten von der hohen Verbundenheit der baltischen Staaten mit der Ukraine und der immens empfundenen Bedrohung durch die russische Aggression. Am Suwałki-Korridor (strategisch wichtige Landenge zwischen Litauen und Polen) vergegenwärtigten wir uns der geopolitischen Gemengelage, in der sich das Baltikum nicht erst seit des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine befindet.
Da die Exkursion ausschließlich für Geographie-Lehramtsstudierende angeboten wurde, wollten wir das estnische Bildungswesen genauer betrachten. Schließlich wurde Estland in der letzten PISA-Studie 2018 noch vor Finnland zum europäischen Spitzenreiter. In Tartu besuchten wir die School of Education (lehrkräftebildendes Institut) der Universität und auf der Insel Saareemaa konnte uns eine Grundschullehrerin sehr interessante Einblicke in ihr Berufsleben geben. Estland ist auch im Bildungsbereich in Sachen Digitalisierung fortschrittlich. Gleichzeitig fußt der Unterricht weitgehend auf herkömmlichen Unterrichtsmethoden. Als großer Herausforderung sieht sich das Land einem erheblichen Lehrkräftemangel gegenüber, da der Beruf für viele junge Esten wenig attraktiv erscheint.
Unsere Nächte verbrachten wir zum überwiegenden Teil auf wenig oder nicht bewirtschafteten Zeltplätzen. Highlights waren dabei sicherlich die Übernachtung an der Ostseeküste auf Saareemaa oder die Sauna mit anschließendem Flussbad im Sooma-Nationalpark. Auf all unseren Campingplätzen konnten wir uns im Meer, Moor, Fluss oder See erfrischen.
Am 26.08.2022 trafen wir schließlich nach längerer Rückfahrt erschöpft, aber um viele Eindrücke reicher, alle wohlbehalten wieder in Greifswald ein.
Text: Conrad Brinkmann
Fotos: Tom Palmer und Sebastian Lorenz
Am Nordrand der Sahara
Marokko-Exkursion 2019 (Leitung Prof. Heiko Hüneke, Dr. Michael Kenzler)
Die Exkursion war inhaltlich ausgerichtet für Studenten im BSc Geologie und im MSc Earth Sciences. Übernachtet wurde in einfachen Herbergen und Hotels. Ausgangpunkt war Marrakesch. Die Reiseroute führte uns über den Hohen Atlas in den Anti-Atlas und bis an den Nordrand der Sahara, über Taznakht, Agdz, Ouarzazate, Tinghir, Erfoud, Rissani, Merzouga, Alnif, Tazzarine, Zagora, Foum, Zguid, Tissinit, Taroudant, Tata und zurück nach Marrakesch.
Inhaltliche Schwerpunkte der Exkursion waren die Geologie des Hohen Atlas und des Anti-Atlas, das panafrikanische Basement mit Ophiolithen in den geologischen Fenstern des Anti-Atlas, die kambrisch-ordovizische Abfolge des passiven Kontinentalrandes von Gondwana, das Devon der Tafilalt-Plattform mit pelagischer Sedimentation und bioklastischen Konturiten, die variszische Deformation und der Strukturbau des Anti-Atlas, das Atlas-Rift-System mit Syn-Rift- und Post-Rift-Sedimentation, die Inversion des Rift-Systems und der Strukturbau des Hohen Atlas, neogene Vulkanbauten und die Beckensedimentation nördlich und südlich des Hohen Atlas sowie die rezente äolische Sedimentation im Erg Chebbi.
Am Südrand des Hohen Atlas erkundeten wir bei einer Wanderung in der Todrha-Schlucht die Juraabfolge. Riffkalke und Lagunenkalke mit Tepee-Strukturen und Fenstergefügen ließen sich im trockenen Wadi an großen glattpolierten Blöcken studieren. Am oberen Ausgang der Schlucht erwartete uns in einem Bergdorf ein liebevolles Picknick mit gerösteten Erdnüssen und anderen marokkanischen Spezialitäten.
Im Tafilalt begeisterten uns die devonischen Cephalopoden-Kalke und die Mud-Mounds des Hamar Laghad. Aufgebrochen zum Sonnenuntergang auf einer der Sterndünen des Erg Chebbi überraschte uns ein Sandsturm. Auf die Fernsicht mussten wir verzichten. Aber es war ein einmaliges Erlebnis mit Gratis Peeling. Während wir versuchten alle Ritzen am Körper zuschließen taten die Dromedare (und Heiko) völlig unbeteiligt.
Ein Höhepunkt der Exkursion war die Erkundung eines ordovizischen Tunneltales bei Alnif. Bewaffnet mit genügend Wasser für alle Teilnehmer bestiegen wir zunächst den Jebel Tubal. Er bietet einen großartigen Blick auf das eiszeitliche Tunneltal in der marokkanischen Wüste. Trotz eindringlicher Warnung vor dem Verdursten, wagte ein großer Teil der Gruppe die Erkundung der konglomeratischen Füllung im unteren Teil des Tunneltales. Spektakuläre hydraulische erzeugte Deformationsstrukturen waren zu beobachten, die durch hohe Überdrucke unter dem Eisschild verursacht wurden.
In Mhamid, am Ende der Welt, von dem ich eine ganz spezielle Sandprobe mitgenommen habe, sind wir zu einer Sahara-Dünen-Tour aufgebrochen. Es war die Gelegenheit unsere Geländewagen auf ihre Fahrtauglichkeit zu testen. Eines der Fahrzeuge wurde noch vor dem Start als untauglich aussortiert. Ein zweites musste wegen Überhitzung an einer Kameltankstelle im Wadi Draa zurückgelassen werden (und stand erstaunlicherweise bei der Rückfahrt noch immer dort). Im Dünencamp Erg Chigaga östlich des ehemaligen Rukola-Sees bot sich die einmalige Gelegenheit die Umlagerungsprozesses auf der Leeseite äolischer Dünnen theoretisch zu analysieren und physisch durch Sandbording nachzuvollziehen. Kalichekrusten konnten am Wadi Draa studiert werden.
Übernachtet wurde während der Exkursion in einfachen marokkanischen Herbergen, die uns abends und morgens vorzüglich mit Couscous, Tajine und Baghrir verpflegt haben. Um unsere Tagesverpflegung zu sichern, wurden wir allerdings jeden Tag auf neue am Rand eines marokkanischen Suks abgesetzt und mussten mit gewieften marokkanischen Händlern um die Preise von Brotfladen, Avocado und Bananen feilschen. Selbst auf Bier mussten wir nicht verzichten, das in einigen wenigen marokkanischen Ortschaften in speziellen Läden zu bekommen war.
Zum Abschluss der Exkursion wagten wir uns in den großen Suk von Marrakesch, in dem man alles kaufen konnte was das Herz begehrt. Doch man sei gewarnt, wenn man einheimische Marokkaner nach dem Weg fragt, wird man zielsicher immer tiefer in das Dickicht aus dunklen Gassen und Hinterhöfen gelost. Es bleibt ein Wunder, dass aller Teilnehmer am nächsten Tag das Flugzeug rechtzeitig erreicht haben. Ali Baba Tours lässt grüßen.
Text: Julia Krahl
Fotos: Julia Krahl, Michael Kenzler und Heiko Hüneke
Mit dem Rad durch MV
August 2021
Mit Fahrradtaschen, Zelten und jeder Menge sportlicher Motivation brachen wir am 2. August 2021 zu unserer neuntägigen Fahrradexkursion durch Mecklenburg-Vorpommern auf. Die erste Tour führte uns über Loitz an der Peene entlang bis zum Wasserwanderrastplatz Trittelwitz. Dort wurden dann zum ersten Mal die Zelte aufgeschlagen, etwas, worin wir die kommenden Tage noch Profis werden würden.
Am zweiten Tag ging es schon früh weiter, also hieß es Zelte abbauen, Räder satteln und auf geht’s. Ein Vorteil dabei war unser Begleitfahrzeug und Lastentransport. So konnten wir auf große Taschen am Fahrrad verzichten. Ziel dieses Mal war der Zeltplatz in Dahmen. Schon nach der zweiten Tour wurde uns bewusst, dass die geplanten Kilometer nicht der Realität entsprachen, statt gemütlichen 45 Kilometern fuhren wir schnell mal 60-70 Kilometer. Jedoch wurden die Fahrten aufgelockert durch interessante Vorträge der Studierenden und Dozierenden, Wettrennen auf Waldwegen, obligatorisches Kirschkernweitspucken, welches meist Herr Dr. Lorenz gewann, oder auch gemütliche Picknicke mitten im Nirgendwo.
Die verschiedenen Rast- und Zeltplätze lagen immer nah an Gewässern, sodass wir uns nach einer anstrengenden Strecke auch abkühlen konnten.
Über Klocksin, Ortkrug und Krakow erreichten wir am vierten Tag das Highlight unserer Tour, den Krakower See sowie die Insel Großer Werder. Das abgeschiedene Naturparadies ohne fließend Wasser und Strom, dafür aber mit Eseln und Schafen, bot uns den idealen Zeltplatz für zwei Nächte. Hier konnten wir uns von den vergangenen über 150 Kilometern erholen. Abends wurde dann zusammen gekocht und am Lagerfeuer gesungen.
Auch, wenn das Sitzen auf dem Fahrrad immer schmerzhafter wurde, ging es am sechsten Tag weiter vorbei am Mildinitz Durchbruchtal nach Sternberg, der westlichste Punkt unserer Route. Von dort aus ging es dann langsam wieder zurück nach Greifswald. Das jedoch nicht ohne Regen, Fahrradpannen und erneutem Kirschkernweitspucken.
Die letzte Nacht der Exkursion verbrachten wir auf dem Wasserwanderrastplatz in Nehringen, wo wir die erlebnisreiche Tour am Lagerfeuer mit Pizza und Musik ausklingen ließen. Bis in die späten Abendstunden wurde die Exkursion ausgewertet, Geschichten erzählt und das Beisammen sein nach ewigen Einschränkungen durch die Pandemie zelebriert.
Am 10. August wurden dann zum letzten Mal die Räder gesattelt und die Zelte verpackt, bevor es endgültig zurück nach Greifswald ging. Auch, wenn die Freude am Ziel nach über 400 Kilometern Fahrradtour groß war, blicken wir auf eine unvergessliche und einzigartige Zeit zurück, in der wir Mecklenburg-Vorpommern, die Kommiliton*innen und auch unsere Dozierenden auf eine ganz andere Weise kennenlernen konnten. Am Ende waren sich alle sicher, diese Fahrradexkursion würden wir jeder Zeit wieder unternehmen.
Text: Nicole Gnauck
Bilder: Conrad Brinkmann und Tobias Busse