Mein Bachelorstudium in Greifswald – eine unvergessliche Zeit

Studieren ja – aber was? Das Abitur frisch in der Tasche, fiel es mir wie so vielen anderen sehr schwer, den passenden Studiengang für mich zu finden. Mit dem Plan in der Hand, ein naturwissenschaftliches Studium zu beginnen, surfte ich mich durch unzählige Internetportale und Universitätsseiten und entschied ich mich 2007, in die Universitäts- und Hansestadt Greifswald zu gehen.

Mit den Inseln Usedom und Rügen direkt vor der Haustür, einer guten Anbindung an Großstädte wie etwa Hamburg oder Berlin und einem modernen naturwissenschaftlichen Campus stellte sich Greifswald binnen kurzer Zeit als idealer Studienort für mich heraus, in dem man gut leben kann und der einem auch außerhalb der Universität einiges zu bieten hat. Die Vielzahl an Studenten machen das kleine Städtchen Greifswald attraktiv und zu einem „Mekka“ kultureller Vielfalt. Insbesondere in den Sommermonaten, wenn sich Studenten mit Einheimischen und Touristen mischen, zeigt sich Greifswald von seiner besten Seite. Zusammen mit dem ehemaligen Fischerdörfchen Wieck hängt der Stadt ein besonderes Flair an und ich habe die Zeit dort sehr genossen. Neben dem Charme einer Kleinstadt punktet Greifswald zudem mit günstigem Wohnraum und Lebenserhaltungskosten, was bei einem knappen Studentenbudget sehr von Vorteil ist.

Meinen Studienschwerpunkt hatte ich zunächst auf das Fach „Umweltwissenschaften“ gelegt, doch auch nach zwei Semestern wurde ich mit dem Studium nicht so richtig warm. Ich merkte schnell, dass ich mir für mein Studium doch etwas Anderes vorgestellt hatte. So wollte ich Umweltveränderungen im Ganzen und den Anteil des Menschen daran verstehen, ich wollte in die Natur gehen und die Dinge mit meinen eigenen Augen sehen und weniger im Labor stehen. Während ich mit meiner Studienwahl also nicht so richtig zufrieden war, weckte das Nebenfach der Geologie mein Interesse und nach reiflicher Überlegung beschloss ich, mein Studienfach zu wechseln und Geologie auf Vollzeit zu studieren. Rückblickend betrachtet entpuppte sich diese Entscheidung als Volltreffer!

Als Teil der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist das Institut für Geographie und Geologie am naturwissenschaftlichen Campus angesiedelt. Der Fachbereich Geologie ist mit nur vier Professuren vergleichsweise klein, bot dafür oder gerade deshalb eine intensive Betreuung und für mich optimale Studienbedingungen. Insbesondere die familiäre Atmosphäre sowie der offene und freundschaftliche Umgang der Dozenten und Mitarbeiter mit den Studenten gefiel mir und haben das Studium sehr angenehm gemacht. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Dozenten mit den Studenten auf Augenhöhe kommunizieren und auf die Wünsche und Anregungen hinsichtlich der Vorlesungen oder der Studienorganisation eingegangen wird. Zudem wurden theoretische Vorlesungen und Seminare durch das Einbringen von praktischen Beispielen aus der Forschung, durch Anschauungsmaterial oder durch eigene Exkursionsberichte, anschaulich gestaltet. Was mir besonders gut gefiel ist, dass immer Raum für Diskussionen gegeben und auch nach Vorlesungsende auf Fragen der Studenten eingegangen wurde. Die Dozenten standen außerhalb des Hörsaals oft als Ansprechpartner zur Verfügung und ermutigten uns, unseren Interessen am Fach Geologie nachzugehen. So wurde uns etwa die Möglichkeit geboten, Dozenten auf Forschungsreisen zu begleiten (Ich selbst durfte zur Probennahme mit nach Russland fliegen, andere waren an Schiffsausfahrten beteiligt) oder wir konnten uns bei Interesse in praktischen Dingen wie dem Sägen von Gesteinen und dem Anfertigen von Gesteinsdünnschliffen üben.

Das Bachelorstudium der Geologie selbst fußt auf den naturwissenschaftlichen Fächern Physik, Mathematik und Chemie, welche dann durch geologische Disziplinen ergänzt werden. Dabei ist das Geologie-Studium in Greifswald sehr breit aufgestellt und vermittelt die Grundlagen aus allen wesentlichen Forschungs- und Tätigkeitsfeldern der Geologie. Der interdisziplinare Ansatz zusammen mit der Vielseitigkeit des Bachelorstudiums haben mir wirklich sehr geholfen, meine Interessen am Fach Geologie zu definieren und zu stärken.

Abstieg vom Ätna

Neben den Seminaren und Vorlesungen bietet der Fachbereich Geologie in Greifswald im Vergleich zu anderen Universitäten überdurchschnittlich viele Exkursionen an. Während meines Bachelorstudiums war ich viel unterwegs und nahm an Exkursionen nach Südengland, Italien, Dänemark, Deutschland oder in den Oman teil. Das tolle daran war, dass wir bei Interesse auch über die Pflichtexkursionen hinaus an den Reisen teilnehmen konnten, um so Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Das Erleben von Geologie abseits des Hörsaals war ein absolutes Highlight und macht das Geologiestudium in Greifswald für mich unvergesslich.

Neben dem geologischen Anteil kam während der Reisen auch der Spaß nie zu kurz und man lernt seine Kommilitonen und auch die Dozenten auf eine ganz besondere, familiäre Art und Weise kennen. Für mich wichtig und deshalb hervorzuheben ist, dass man den Dozenten insbesondere während den Exkursionen anmerkt, wie groß ihre Begeisterung für die Geologie und ihren jeweiligen Fachbereich ist. Dieses Gefühl ist ansteckend.

Ansteckend in Greifswald ist auch das Engagement für einen Studentenclub, den es in dieser Form wohl kein zweites Mal gibt und der an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben darf: der Geologenkeller. Er ist der zweitälteste Studentenclub in Deutschland, im Keller des Instituts beheimatet und war für mich, fern ab der Heimat, immer auch ein Stück Familie. Ob nach Kolloquien, Fachvorträgen, zu Studentenparties oder zu gemeinsamen Grill- oder Spieleabenden, im Geologenkeller treffen sich sowohl Dozenten als auch Studenten, um gemeinsam in gemütlicher Runde am Tresen den Abend ausklingen zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Geologe, Biologe oder Geograf, im Geologenkeller ist jeder willkommen.

Nachdem Bachelorstudium entschied ich mich nicht für ein Aufbaustudium in Greifswald, sondern verlagerte meinen Studienstandort nach Bremen. Dabei habe ich auch in Bremen von meinem Studium in Greifswald und meinen Erfahrungen profitiert, insbesondere von meinen Exkursionserfahrungen und den Kenntnissen in Quartärgeologie, Sedimentologie und Hydrogeologie. Ich persönlich wurde während meines Bachelorstudiums in Greifswald sehr von den Dozenten unterstützt und habe mich wirklich wohl gefühlt. Das Studium hat mir Spaß gemacht und auch heute noch kehre ich gerne nach Greifswald zurück und statte meinem alten Institut und dem ein oder anderen Dozenten einen Besuch ab. Greifswald heißt für mich: Studieren, Freundschaften schließen, Leben! und ich bin sehr dankbar für eine tolle Zeit dort.

02.06.2017 Rene Benkendorf

Morgenstimmung in einem Camp im Oman