Das große Ganze im Blick behalten …

Jahrelang bin ich durch die Welt gestapft, die Erde einfach so zu meinen Füßen, einfach da, nichts Besonderes, sieht schön aus, aber sonst habe ich mir nicht viel dabei gedacht.

Sechs Semester später sieht die Welt anders aus, sie ist in Bewegung, im kleinen und im großen Maßstab. Vom kleinen Quarzkorn, das auf dem Weg zum Meer durch den Fluss wirbelt, bis zur Kollision der Kontinentalplatten an denen Kilometer hohe Gebirge aufstreben.

Motivation war für mich in meiner Schulzeit nicht mal in weiter Ferne zu sehen, Spaß am Lernen war mir fremd. Das hat sich mit der ersten Vorlesung "Einführung in die Geologie" schlagartig geändert. Die Begeisterung des Dozenten war spürbar, die Vorlesung gut vorbereitet, das Thema spannend.

Das große Ganze im Blick zu behalten ist in der Geologie wichtig. Zu Beginn betrachtet man die Fächer und ihre Inhalte noch separat, doch mit der Zeit wird klar, dass die Prozesse zusammenhängen. Dieses Verständnis des großen Ganzen wird in Greifswald durch die vielseitige Aufstellung des Bachelorstudiums ermöglicht.

Ein besonderes Erlebnis war für mich die Anfertigung der Bachelorarbeit. Im Fokus der Arbeit standen Ablagerungen, welche durch einen Vorstoß des skandinavischen Inlandeises in der letzten Kaltzeit entstanden waren. Die Methodik war vielseitig und reichte von der Kartierung und Probenentnahme am Kliff bis zur mikroskopischen Untersuchung der eiszeitlichen Sedimente. Auf den ersten Blick sieht dieses Material, welches unter dem Eis über hunderte Kilometer transportiert wurde und vor allem aus Sand und Ton besteht, eher homogen aus. Unter dem Mikroskop offenbaren sich jedoch erstaunlich vielförmige Strukturen mit außergewöhnlichen Namen wie Galaxie- oder Kometen-Strukturen, sowie eine innere Struktur ähnlich eines Gerüsts. Die großen und kleinen Strukturen geben Aufschluss über die Art des Transports unter dem Eis und somit über den Zustand des Eises und folglich das Klima.

Das Institut für Geographie und Geologie war für mich so wie ich mir die Zauberschule Hogwarts vorgestellt habe. Ein Ort gefüllt mit Wissen, ausschlaggebenden Mentoren, und vielen Chancen für die ich sehr dankbar bin.

Jule im Juli 2017

Beprobung und Profilaufnahme für die Bachelorarbeit am Kliff von Klein Klütz Höved