Forschungsschwerpunkte
Quartär-Mollusken
Mein Spezialgebiet sind Quartär-Mollusken. Die Quartär-Malakologie ist nicht nur ein wichtiges Werkzeug für die Lösung stratigraphischer Probleme sondern ist für die Rekonstruktion der Landschaftsgeschichte und letztlich auch der Umwelt des fossilen Menschen von großer Bedeutung.
Insbesondere bilden terrestrische Gastropoden-Faunen für die Paläoumweltrekonstruktion ein geeignetes Werkzeug. Voraussetzung zur Rekonstruktion ökologischer Parameter fossiler Systeme sind Kenntnisse zur Verbreitungsgeschichten und zu ökologischen Ansprüchen der jeweiligen Arten bzw. Faunen-Gemeinschaften. Bezogen auf interglaziale Gastropoden-Faunen Mitteleuropas (z. B. Eem-Interglazial) sind die Äquivalente generell bekannt. Warmzeitliche pleistozäne Faunen-Gemeinschaften sind hier in ähnlicher Weise, wie entsprechende Floren durch exotische, süd- und südosteuropäische sowie pontische Komponenten gekennzeichnet. Für die kaltzeitlichen Assoziationen (z. B. Weichsel-Kaltzeit) fehlen dagegen heute in Europa weitgehend die entsprechenden rezenten Äquivalente. Diese sind heute vor allem in Zentralasien zu finden.
Die während dieses Zeitraumes laufenden klimabedingten zoogeographischen Prozesse, einhergehend mit zahlreichen und regelmäßig wiederholenden Arealverschiebungen, wurden bisher kaum verstanden. In den kaltzeitlichen Phasen konnten kälteangepasste Arten von Zentralasien bis Mitteleuropa vordringen. Wegen der großen Übereinstimmung pleistozäner Kaltzeitfaunen Mitteleuropas und den rezenten kälteangepassten Faunen Zentralasiens kann Zentralasien auch als ein wesentliches Entstehungs- und Entwicklungszentrum dieser Faunen angesehen werden. Bezeichnend ist hierzu auch, dass zahlreiche kaltzeitliche Mollusken-Leitformen zunächst aus dem Quartär Mitteleuropas beschrieben und erst Jahrzehnte später lebend in Zentralasien entdeckt wurden.
Hierzu unternahm ich zahlreiche Untersuchungen zu rezenten und zu quartären Mollusken-Faunen in Zentralasien.
In Mitteleuropa bearbeitete ich zu dem Problem ebenfalls zahlreiche pleistozäne Fundstellen, vor allem in Mittel- und Norddeutschland.
Beispiele von Lokalitäten: Mitteldeutschland: Thüringer Becken – Harz-Vorland, Voigtstedt (Altpleistozän), Uichteritz (Elster), Jena (Elster – Saale), Neumark-Nord (Eem), Karsdorf (Saale-Komplex), Erfurt (Weichsel), Mansfelder Seen (Holozän), Forschungsbohrungen Martinsrieth, Klosterrohrbach, Ummendorf und Krumpa (Mittleres Pleistozän), Norddeutschland: Paludinenschichten im Umfeld von Berlin (Holstein), Stolpe/Peene, Stendal, Straußberg und Klein-Klütz Höved (Spätsaale, Eem), Kluckow (Weichsel), Meschendorf und Glowe (Holozän).
Marine Mollusken-Faunen
Aktuelle Untersuchungen beschäftigen sich auch mit den pleistozänen marinen Transgressionen im Ostseeraum. Der umfangreichste Meeresvorstoß erfolgte während des Eem-Interglazials (vor ca. 125 ka). Die „Eem-Ostsee“ konnte dabei über Buchten bis weit in das Binnenland vordringen (z.B. Warnow Bay). Salzgehalt und Wasser-Temperaturen waren im Vergleich zu heutigen Ostsee deutlich höher, so dass artenreiche und exotisch anmutende Mollusken-Faunen bis in unser Gebiet vordringen konnten. Darunter befinden sich auch wärmeliebende lusitanische Elemente.
Wirbeltiere
Einen weiteren Interessensschwerpunkt bildet die Verbreitung pleistozäner Großsäuger-Faunen in Norddeutschland. Wegen dem Überwiegen glazigener Sedimente und der Seltenheit interglazialer Ablagerungen in Mecklenburg-Vorpommern, sind Großsäuger-Knochen generell unterrepräsentiert. Dennoch können regelmäßig neue Puzzlesteine nachgewiesen werden.