Multinationale Unternehmen aus China in Deutschland:

Institutionelle Nähe, lokale Vernetzung und Wissensaustausch


Mittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Laufzeit: 2015 - 2018

LeitungProf. Dr. Daniel Schiller

BearbeitungMiriam Richter-Tokar, M.Sc.

Kooperationspartner: Prof. Dr. Ingo Liefner, Justus-Liebig-Universität Gießen

 

Projektbeschreibung

Die Zunahme von Investitionen multinationaler Unternehmen aus Entwicklungs- und Schwellenländern in Industrieländern (emerging multinationals, kurz: E-MNUs) wurde von der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) im Jahr 2006 als bedeutender Trend der weltwirtschaftlichen Entwicklung bezeichnet. In der Literatur gibt es Hinweise, dass sich E-MNUs von MNUs mit Hauptsitz in Industrieländern bezüglich ihrer Investitionsmotive,  Internationalisierungsstrategien und Standortwahl unterscheiden. Es konnte festgestellt werden, dass E-MNUs in Industrieländern häufig mit dem Ziel investieren, Zugang zu strategischen Ressourcen wie Technologie, Marken und Zuliefernetzwerken zu erhalten. Die aktuelle Relevanz des Themas für die Wirtschaftsgeographie ergibt sich aus der dynamischen Entwicklung von Investitionen durch E-MNUs in Industrieländern, ihrer abweichenden Ressourcenausstattung und daraus resultierenden Strategien.

Das Forschungsprojekt hat das Ziel, die Aktivitäten von E-MNUs aus China, dem für Deutschland bedeutendsten Herkunftsland, im Hinblick auf die Organisation der konzerninternen Wissenstransferprozesse, den Umgang mit institutioneller Distanz und die Auswirkungen der Übernahme auf vor- bzw. nachgelagerte Unternehmen in der Wertschöpfungskette zu untersuchen. Die Charakteristika des Herkunftslands China erlauben einerseits eine Anbindung an die relevante konzeptionelle Literatur, z. B. zu Institutional Distance und Cognitive Distance, sowie eine methodische Zuspitzung auf institutionelle Faktoren und die Organisation des Zugangs zu lokal vorhandenem Wissen. Hierdurch soll ein Beitrag zur wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion über die Perspektiven chinesischer M&As in Deutschland geleistet werden.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden in der ersten Projektphase Experteninterviews mit Intermediären (Wirtschaftsförderungs- und Beratungsgesellschaften, Bankinstitute und chinesische Interessenverbände) geführt. Durch diese Gespräche sollen ihre Erfahrungen bei der Betreuung von Investitionsvorhaben chinesischer Unternehmen in Deutschland in Erfahrung gebracht werden. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die Arbeit von Intermediären als erstem Anlaufpunkt für potenzielle Investoren entscheidend für den Erfolg von Investitionsvorhaben sein kann. Es wird erwartet, dass sie durch ihre Kontakte zu regionalen Partnern in der Lage sind, wichtige Impulse für die Vernetzung und Einbettung der Investoren in die Region zu geben. In der zweiten Phase richtet sich der Fokus auf deutsche Unternehmen, die von chinesischen Konzernen akquiriert worden sind. Ziel ist es, Interviews mit Geschäftsführern und Führungskräften beider Nationalitäten sowie Lieferanten und Kunden der akquirierten Unternehmen zu führen. Ein Thema dieser Gespräche werden die Erfahrungen der Unternehmen im Umgang mit institutionellen Distanzen sein. Außerdem soll in Erfahrung gebracht werden, wie der angestrebte Wissensaustausch organisiert wird. Weiterer Gesprächsinhalt sollen die Reaktionen der Kunden und Lieferanten auf die Übernahme sein.