Greifswalder Geologische Sammlungen

Die Geologische Sammlung des Institutes für Geographie und Geologie setzt sich aus mehr als 20 zum Teil weltweit einzigartigen Teil-Sammlungen aus den Bereichen der Paläontologie, Geologie und Mineralogie zusammen. Insgesamt beherbergt das Geologische Institut 2,5 Millionen Sammlungsobjekte, vor allem der Paläontologie. Dabei handelt es sich um die zweitgrößte Sammlung der Universität Greifswald und um eines der größten und bedeutendsten naturwissenschaftlichen Sammlungen Norddeutschlands.

Von überragendem Wert ist die paläontologische Typen- und Originale-Sammlung, die allein über 1000 Holotypen – Referenzen für die Beschreibung von Arten sowie mehrere Tausend weitere Originale enthält. Der bekannteste Holotypus der Greifswalder Sammlung ist der Dinosaurier Emausaurus ernsti von Grimmen, benannt nach der Ernst-Moritz-Arndt-Universität.

Die Anfänge der Sammlungen gehen zurück auf das 1777 erstmals erwähnte Mineralien-Cabinett der Universität Greifswald. Den Grundstock verdankt sie vor allem der intensiven Sammeltätigkeit am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts, eng verknüpft mit den Namen Prof. Dr. Emil Cohen, Prof. Dr. Wilhelm Deeke und Prof. Dr. Otto Jaekel.

Im Rahmen der Hochschulreform in der DDR von 1968 wurden zudem von der Universität Rostock Teile der von Prof. Dr. Eugen Geinitz 1889 gegründeten Geologischen Landessammlung Mecklenburgs sowie Teile des Bohrarchivs übernommen. 

Kurator

Dr. Stefan Meng

Raum 110
Friedrich-Ludwig-Jahn Str. 17A
D-17487 Greifswald
 

Telefon: +49 3834 420 4551
stefan.menguni-greifswaldde

Webseite: Dr. Stefan Meng

 


Überblick der Sammlungen

6m langes Gemälde von Otto Jaekel | Hiddensee 1908 (Foto: I. Nieuwland, befindet sich in der Geologische Landessammlung)
Geologische Landessammlung von Mecklenburg-Vorpommern
Austellung in der Geologischen Landessammlung

Mit der von Prof. Dr. Otto Jaekel 1908 eröffneten Pommerschen Geologischen Landessammlung wurde für das allgemeine Publikum eine dauerhafte Ausstellung geschaffen. Nach mehreren Umzügen eröffnete die Landesssammlung 1973 am jetzigen Standort in der F.-L.-Jahnstr. 17 A als Geologische Landessammlung der Nordbezirke. 

Die Ausstellung bildet den öffentlichkeitswirksamen Teil unserer Sammlung. Neben ihrer Nutzung für die universitäre Lehre und in der Erwachsenenbildung wird sie auch regelmäßig von Schulklassen unterschiedlicher Stufen besucht. Zu verschiedenen Hochschultagen, u. a. Tag der offenen Tür, Kinderuni oder Familienuni wird sie regelmäßig dem Publikum präsentiert. Anfragen für Besichtigungen erreichen uns aus allen Landesteilen der Bundesrepublik. Diese Sammlung ist deshalb von übergeordneter Bedeutung.

Thematisch konzentriert sich die Ausstellung auf die geologische Entwicklung des nördlichen Europas. Gezeigt werden nicht nur Geschiebe, die deutschlandweit bei weitem umfangreichste Ausstellung zu diesem Thema oder die ältesten Gesteine MVs aus Tiefbohrungen sondern auch überaus reiches paläontologisches Material, z. B. aus der Kreide von Rügen, der Liastongrube bei Grimmen und von weiteren international bekannten Lokalitäten. Die Landessammlung vereint somit Material aus den verschiedensten Spezialgebieten.

Anmeldungen für Besichtigungen:

Dr. Stefan Meng (Kurator)
+49 3834 420 4551
stefan.menguni-greifswaldde

oder

Sekretariat
Renate Martens
+49 3834 420 4570
geologieuni-greifswaldde

Deutsches Archiv für Geschiebeforschung und Nordische Vergleichssammlung

Das Deutsche Archiv für Geschiebeforschung und die Nordische Vergleichssammlung

Diese Sammlung hat eine weit über ihre Relevanz für naturwissenschaftliche Forschung hinausgehende Bedeutung, v.a. in kulturhistorischer Hinsicht (z.B. Archäologie, Architektur und Städtebau).

Die Universität Greifswald mit ihrer Lage inmitten des glazial geprägten Gebietes der jüngsten Vereisung unserer Erdgeschichte beherbergt die weltweit einzige größere Geschiebesammlung. Diese umfasst aktuell eine Stückzahl von mehr als 65.000 Geschieben.

Das hohe Interesse an Geschieben rekrutiert sich nicht nur aus dem Kreis der Wissenschaftler, sondern auch aus dem Kreis der vielen Touristen, die in das eiszeitlich geprägte Mecklenburg-Vorpommern kommen zu Sammlungsbesuchen und eigenem Fossiliensammeln. Geschiebe sind auch die Grundlage für zahlreiche ehrenamtliche Aktivitäten in der Kinder- und Erwachsenenbildung, in deren Zuge immer wieder um Sammlungsbesichtigung gebeten wird. Entsprechende Anfragen kommen auch aus den verschiedenen Schulen (untergeordnet sogar Kindergärten) der Hansestadt.

Mit herausragenden Exponaten dieser Sammlung wurde 2004 im Stralsunder Meereskundemuseum eine Ausstellung zu "Entwicklung des Lebens" gestaltet.

Zur Geschiebesammlung gehört die sog. Nordische Vergleichssammlung mit Referenzobjekten, die eine genaue Heimatbestimmung der Geschiebe ermöglicht. Die zum großen Teil auf Prof. Dr. Wilhelm Deeke zurückgehende Sammlung ist allein schon aus wissenschaftshistorischen Gründen als unwiederbringlich zu bezeichnen und umfasst derzeit eine Stückzahl von ca. 7500 Geschieben.

Paläontologische Spezialsammlungen
Unser größter Ammonit mit 70 cm Durchmesser aus dem Münsterland.

Die paläontologische Spezialsammlung umfasst derzeit:

  • Zarnglaff-Sammlung: > 1000 Stck.
  • Bernstein-Sammlung: ca. 100 Stck.
  • Rudolf-Kaufmann-Gedächtnis-Sammlung: ca. 10.000 Stck.
  • Spezialsammlung Rügener Schreibkreide: ca. 40.000 Stck.
  • Fossile Invertebraten (Wirbellose): ca. 44.000 Stck.
  • Fossile Vertebraten (Wirbeltiere): ca. 14.000 Stck. (z.B. Panzerfische, Ägyptensammlung, Solnhofen, Holzmaden, Grimmen, Eiszeitliche Großsäuger u.a.)
  • Paläobotanische Sammlung: ca. 2.200 Stck.
  • Sammlung zur Historischen Geologie: ca. 6.500 Stck.
  • Mikropaläontologische Sammlung: > 2 Mill. Objekte
  • Ostrakodensammlung: > 200.000 Stck.
  • Paläontologische Typen und Originale: > 20.000, davon > 1000 Holotypen
Petrographische und Mineralogische Spezialsammlungen
Schaufenster in die Mineraliensammlung (Foto: Stefan Meng)

Die petrographische und mineralogische Spezialsammlung umfasst derzeit:

  • Petrographische Sammlung: ca. 28.000 Stck.
  • Mineraliensammlung: ca. 12.000 Stck.
  • Edelsteinsammlung: ca. 200 Stck.
  • Meteoritensammlung: 550 Stck.
  • Lagerstättensammlung: ca. 5000 Stck.
  • Tonmineralsammlung: ca. 2000 große Gefäße
  • Regionale Geologie: ca. 15.000 Stck.
  • Allgemeine Geologie: ca. 6.700 Stck. 
  • Harzsammlung: ca. 5000 Stck.
Mineraliensammlung
Etikett von 1770

Die Mineraliensammlung geht zurück auf das von dem bekannten Chemiker Prof. Christian Ehrenfried von Weigel 1777 gegründete Mineralien-Cabinett, welches 1799 offiziell der Universität übergeben wurde. Weigel pflegte auch Kontakte zu Alexander von Humboldt, der ebenfalls der Mineralogie verschrieben war. Die mineralogische Sammlung ist deshalb nicht nur für die Geschichte unserer Universität von Bedeutung, sondern deren detaillierte Aufarbeitung könnte zudem noch weitere kulturhistorische Überraschungen von hohem Rang liefern.

Lehrsammlungen
Lehrsammlungen

Die Lehrsammlungen in den Bereichen der Paläontologie, Allgemeinen- und Historische Geologie sowie die für Lehre verwendeten Gesteine und Minerale beinhalten insgesamt eine Stückzahl von ca. 20.000 Exemplaren.

Paläontologische Typen- und Originalesammlung
Versteinerte Tetrapodenfährte Chirotherium barthii aus dem Buntsandstein (Trias) bei Hildburghausen/Thüringen.
Emausaurus ernsti
Blick in die Typen- und Originalesammlung

Die Typensammlung ist eine der wertvollsten Sammlungen, da sie als Referenzsammlung für die Beschreibung von Arten internationales Kulturgut darstellt, welches gem. internationalen wiss. Regeln (ICZN) von den jeweiligen Universitäten oder Museen zu bewahren und zu pflegen ist. Die Sammlung enthält allein > 1000 Holotypen sowie 20.000 weitere Originale. Zu ihren herausragenden Objekten gehören neben dem norddeutschen Dinosaurier Emausaurus ernsti z. B. der Holotyp des sog. Coelurosauravus jaekeli aus dem Perm, dem weltweit ältesten gleitflugfähigem Reptil, versteinerte Fährten von Chirotherium barthii aus der Trias - eine Typplatte der weltweit ersten Beschreibung einer Saurierfährte, Insekten aus dem Lias von Dobbertin mit denen Handlisch 1939 eine bahnbrechende Grundlagenarbeit über die Evolution der Insekten schuf oder z. B. auch die größten Ammoniten des nördlichen Europas (vergl. Herrig & Nestler 1989, Dahlenburg 2013).

 

weiterführende Literatur:

Dahlenburg, B. (2013): Sammlungsobjekte der Geologie und Medizingeschichte. - Die digitalisierten Schätze der Universität Greifswald, 54 S., Ausstellungskatalog der Universität Greifswald.

Herrig, E. & Nestler, H. (1989): Katalog der paläozoologischen Typen in der Sektion für Geologische Wissenschaften der EMAU Greifswald; Greifswald.

Vertebraten-Sammlung (Wirbeltiere)

Diese Sammlung ist ebenfalls eines der wichtigsten unseres Hauses (vergleiche weiterhin Typensammlung). Die meisten Exponate wurden schon an der Wende 19./20. Jahrhundert von klassischen oft heute nicht mehr existierenden Fundstellen zusammengetragen und sind deshalb unersetzbar.

Zu den wertvollen Exponaten gehören z. B. 600 Panzerfische und frühe Lungenfische, überwiegend aus dem Devon von Schottland, sowie frühe Amphibien, sog. Mikrosaurier aus einem ehemaligen Steinkohlebergwerk in Böhmen oder große sog. Dachschädler, ebenfalls Amphibien, aus der Trias, allesamt Objekte für die Erforschung der frühen Evolution der Wirbeltiere.

Weiterhin besitzen wir vollständige Fischsaurier, Krokodilschädel, Teilskelette von Flugsauriern, Plesiosauriern und zahlreiche Fische aus historischen Aufsammlungen, zurückgehend bis 1840, aus dem Jura von England sowie Holzmaden und Solnhofen in S-Deutschland. Zu erwähnen ist auch die große Skelettmontage von Plateosaurus aus der Trias in unserem Haus.

Eine absolute Rarität ist die von R. v. Markgraf Anfang des 20 Jh. zusammengetragene Ägyptensammlung aus dem Fayum-Becken (Dahlenburg 2013). In zahlreichen Museen, z. B. Berlin und München wurde das Material von dieser Fundstelle im 2. Weltkrieg zerstört. Unsere reiche Kollektion enthält alttertiäre (ca. 40 Mill. Jahre alt) Belege von Urwalen, Riesensägefischen, Riesenschlangen, Krokodilen, Urelefanten und anderen Großsäugern. Hierzu gehört auch eine umfangreiche archäologische Sammlung mit mesolithischen und neolithischen Werkzeugen, die von dem bekannten Landschaftsmaler Eugen Bracht 1913 an unser Institut übergeben wurde.

Wissenschaftshistorisch und gesellschaftspolitisch von größter Bedeutung ist eine Skelett-Sammlung von Riesenlaufvögeln (Moas) aus dem Holozän von Neuseeland. Unter den zahlreichen Knochen befindet sich eine Skelettmontage sowie Extremitäten von Dinornis maximum. Mit einer Höhe von über 3,5 m war er der größte Vogel, der je auf unserem Planeten existierte. Die Moas waren in Neuseeland mit bis zu 20 Arten vertreten. Nach der Eiszeit war die Artenzahl stark rückläufig und während des letzten Jahrtausends wurden sie von der einheimischen Bevölkerung, den Maoris vollständig durch Bejagung ausgerottet. Wie das Material nach Greifswald gelangte, ist unbekannt (Dahlenburg 2013).

Aus dem Quartär liegt auch eine umfangreiche Kollektion von Höhlenbären aus S-Deutschland vor. Die Knochen sind teilweise pathologisch bedingt missgebildet, was für veterinärmedizinische Studien interessant sein könnte. Als Rarität zu bezeichnen ist ein vollständiger und natürlicher Gehirnausguss von einer ausgestorbenen Bisonart, Bison priscus, aus Mitteldeutschland, der für die Paläo-Hirnforschung ein äußerst lohnendes Forschungsobjekt darstellt.

Aus Norddeutschland bewahren wir die größten bekannten Mammutstoßzähne auf. Von unseren Mammutresten aus MV wurden zudem kürzlich Proben entnommen (Dr. hab. Robert S. Sommer), in denen man nach den Erfolgen bei anderen Arten, wie fossilen Rentieren, hofft, sequenzierbares DNA-Material zu gewinnen. Gekoppelt mit Altersdatierung könnten die Ergebnisse wichtige Aspekte zur Faunen-Entwicklung des Eiszeitalters im nördlichen Europa liefern.

Die zahlreichen Reste von Auerochsen, Rentier und Elch aus MV berühren mit ihren Fragestellungen bereits die historische Zeit und sind deshalb von großer kulturhistorischer Bedeutung.

Die rezenten Vergleichssammlungen reichen vom Löwen, Flusspferd bis Seekuh.

 

weiterführende Literatur:

 

Dahlenburg, B. (2013): Sammlungsobjekte der Geologie und Medizingeschichte. - Die digitalisierten Schätze der Universität Greifswald, 54 S., Ausstellungskatalog der Universität Greifswald.

Rudolf-Kaufmann-Gedächtnis-Sammlung
Rudolf Kaufmann
Stolperstein zum Gedenken an Rudolf Kaufmann (Pressestelle Uni Greifswald)

Es handelt sich um eine Spezialsammlung kambrischer Mikro- und Makrofossilien aus dem balto-skandischen Raum, deren Herzstück die von Rudolf Kaufmann im Rahmen seiner Forschungen am ehemaligen Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Greifswald gesammelten und untersuchten Fossilien sind. Kaufmanns 1933 in den Greifswalder Geologischen Abhandlungen publizierte Dissertation gilt noch heute als Standardwerk für iterative Evolution.

Auf Grund seiner jüdischen Abstammung durfte Kaufmann ab Herbst 1933 nicht mehr an der Universität beschäftigt werden. Infolge einer Verurteilung wegen Rassenschande erkannte ihm die Universität Greifswald im Jahr 1938 den Doktortitel ab. 59 Jahre, nachdem sich Kaufmanns Spur in Litauen verlor – es gibt keinerlei authentische Dokumente über Todestag und –Art - rehabilitierte ihn die EMAU unter Wiederzuerkennung des Doktortitels. In der Innenstadt, vor dem damaligen Sitz des ehemaligen Geologisch-Paläontologischen Instituts, wurde auf Initiative der evangelischen Gemeinde ein Stolperstein für ihn verlegt (Hinz-Schallreuter 2012).

Diese spezielle Sammlung steht für das Andenken an einen vielversprechenden Wissenschaftler, dessen Karriere aus politischen Gründen beendet wurde, kaum dass sie begonnen hatte. Sie steht auch für eine weltoffene, tolerante Wissenschaftsgemeinde.

Bekannt geworden ist Kaufmann v. a. durch das Buch von Reinhard Kaiser „Königskinder-eine wahre Liebe“.

 

Literatur:

Hinz-Schallreuter, I. (2012): Ehrenmitgliedschaft für Rudolf Kaufmann. – Geowissenschaftliche Mitteilungen, Hannover.

Kaufmann, R. (1933): Variationsstatistische Untersuchungen über die „Artabwandlung“ und „Artumbildung“ an der Oberkambrischen Trilobitengattung 

Olenus Dalm. – Abhandlungen aus dem geologisch-palaeontologischen Institut der Universität Greifswald.

Meteoritensammlung
Emil Cohen (1901), über Meteoriten.

Die Greifswalder Meteoritensammlung gründete Prof. Emil Cohen, der in unserem Institut 1884 die Professur für Mineralogie und Geologie übernahm.

Hier entwickelte er sich durch seine Forschungsarbeiten zu einen der bedeutendsten Meteoritenforschern der Welt. Die Meteoritensammlung hat Cohen größtenteils mit eigenen Mitteln zusammengetragen und finanziert. Sie bildete den Grundstock für seine Forschungen. Die Meteoriten sind für die Universität sowie auf internationaler Ebene nicht nur von kulturhistorischem Interesse sondern bilden auch eine wertvolle Referenzsammlung.

Weitere Informationen über Bestände, Gründungsgeschichte sowie Publikationen über die Greifswalder Meteoritensammlung finden sich auf den Seiten des "Informationssystems zu Sammlungen und Museen an deutschen Universitäten" der Humboldt-Universität zu Berlin.