Regionale Dynamiken im Anthropozän

Im Rahmen unserer Forschung zu sozioökonomischen Dynamiken von Regionen untersuchen wir Wechselwirkungen zwischen regionalem Strukturwandel, multiskalaren Innovationsprozessen und Wertschöpfungskonfigurationen sowie räumlicher Gerechtigkeit und einer umweltverträglichen und ressourcenschonenden Regionalentwicklung innerhalb der planetaren Grenzen.

Im Zentrum unserer Arbeit stehen dabei folgende Fragestellungen:

  • Welche Impulse setzen die großen gesellschaftlichen Herausforderungen für die Entwicklungsperspektiven von Regionen? Welche Blockaden gibt es?
  • Wie können nachhaltige Wertschöpfungskonfigurationen gestaltet werden und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für regionale Dynamiken?
  • Wie entstehen Innovationen in regionalen Kontexten und welchen Beitrag leisten sie für eine wissensbasierte, inklusive und umweltverträgliche Regionalentwicklung?

Aus den großen gesellschaftlichen Herausforderungen erwachsen einerseits neue Möglichkeitsräume für regionale Dynamiken. In unseren Arbeiten legen wir einen Schwerpunkt auf Optionen der Etablierung regionaler Wirtschaftskreisläufe, Möglichkeiten und Grenzen einer nachhaltigen Nutzung von Landschaften und Georessourcen, einer nachhaltigen Landwirtschaft, Chancen und Risiken der wissensbasierten Bioökonomie sowie die Rolle des Tourismus im Kontext der nachhaltigen Regionalentwicklung. Wir betrachten neue Angebotsformen und Geschäftsmodelle der regionalen Daseinsvorsorge auf Basis sozialer Innovationen und den Beitrag von Diversität der Bevölkerung für die Steigerung der regionalen Produktivität und Lebensqualität. In diesem Zusammenhang spielen auch Kommunen als Träger der Daseinsvorsorge und ihre Finanzierung eine besondere Rolle.

Im Zuge des innovationsbasierten Strukturwandels entstehen neue regionale Entwicklungspfade und ein komplexes Muster der Einbettung von Regionen in multiskalare Innovations- und Wertschöpfungskonfigurationen. Ein besonderer Fokus liegt in diesem Bereich auf global-lokalen Interaktionen und der räumlichen Mobilität von Wissen, Arbeitskräften und Kapital. Die Handlungsmöglichkeiten regionaler Agenten des Wandels und interregionale Lern- und Kooperationsprozesse betrachten wir dabei vor dem Hintergrund evolutionär-institutioneller Theorieansätze.

Andererseits bilden die großen gesellschaftlichen Herausforderungen aber auch Leitplanken für mögliche und wünschenswerte Verläufe regionaler Dynamiken. Im Anthropozän ist das Verständnis regionaler Dynamiken dabei eng verknüpft mit den komplexen Interaktionen zwischen menschlichem Handeln und dem System Erde. Eine besondere Bedeutung spielen in diesem Kontext auch Fragen der räumlichen Gerechtigkeit sowie der Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit einer Wachstumswende im regionalen Kontext vor dem Hintergrund von Veränderungen im Bereich der Demographie und gesellschaftlicher Wertesysteme und Lebensentwürfe.

Unsere raumwissenschaftliche Forschung befasst sich in diesem Themenfeld mit unterschiedlichen regionalen Kontexten. Diese umfassen insbesondere urbane und ländliche Räume inklusive agrarischer Intensivgebiete, Stadt-Land-Beziehungen, aber auch periphere und strukturschwache Regionen sowie Regionalentwicklung und Aufwertungsprozesse in Ländern und Regionen des Globalen Südens. Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist neben der Beschreibung, Erklärung und Bewertung der regionalen Dynamiken im Anthropozän auch das Ausloten von Möglichkeiten und Grenzen der regionalpolitischen Gestaltung.